In den letzten 500 Millionen Jahren hat es Forschern zufolge fünf große Massensterben auf unserem Planeten gegeben. Am bekanntesten ist wahrscheinlich die Auslöschung der Dinosaurier durch einen Meteoriten vor ungefähr 65 Millionen Jahren. Weitere Gründe für weltweites Massensterben waren Vulkanausbrüche und extreme Veränderungen im Klima, die zu Eiszeiten geführt haben. Heute steht uns das nächste große Artensterben bevor. Der Grund dafür ist in der Geschichte der Erde einmalig: die unstillbare Gier einer einzigen Art.
Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) hat dieses Phänomen genauestens untersucht. Nach der Auswertung von fast 15.000 Studien kommt sie zu dem Ergebnis, dass in den kommenden Jahrzehnten bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten aussterben werden. Im Moment ist die Aussterberate bereits Hunderte Male höher als in den vergangenen 10 Millionen Jahren. Diese Erkenntnis bezieht sich nur auf die Beobachtung bereits bekannter Arten. Die Tier- und Pflanzenarten, die vor ihrer Entdeckung bereits ausgelöscht wurden, können nicht in die Berechnungen mit einfließen.
Als Grund für dieses sechste große Artensterben wird einstimmig der Mensch angeführt. Im Detail benennt die IPBES mit absteigender Tragweite folgende Gründe:
– Verlust von Lebensraum / Landnutzungsänderung
– Jagd und Wilderei
– Klimawandel
– Umweltgifte
– invasive Arten
Wenn Du Dir diese Gründe ansiehst, fällt Dir bestimmt auf, dass wir im Laufe dieses Artikels bereits auf alle Punkte im Zusammenhang mit der Nutztierhaltung eingegangen sind: Die gravierendste Landnutzungsänderung geht von der Tierindustrie aus. Sie ist weltweit hauptverantwortlich für den Verlust natürlicher Lebensräume – selbst in den Meeren. Jagd und Wilderei haben wir per se nicht aufgegriffen. Sie stehen aber in einem klaren Zusammenhang mit dem Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. Hinzu kommt die Jagd auf Fleischfresser, die den Herden von Viehzüchtern zu nahe kommen.
Den Klimawandel und die Gifte, die als Abfallprodukte aus der Tierhaltung in die Umwelt gelangen, haben wir ebenfalls erläutert. All dies greift in das empfindliche Gleichgewicht bestehender Ökosysteme ein und zerstört sie nachhaltig. Ist der Lebensraum erst einmal zerstört, verschwinden die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten für immer. Eine Heilung des Planeten wird immer schwieriger. Der World Wide Fund for Nature (WWF) hat weltweit 825 Ökoregionen definiert. Für 306 davon gibt er an, dass diese durch die Nutztierhaltung bedroht seien. Auch zu Tieren auf der Roten Liste gibt es Untersuchungen, welche in der Haltung von Vieh die größte Gefährdung für ihre jeweiligen Lebensräume sehen. Eine vegane Ernährung schützt also nicht nur Nutztiere, sondern gleichermaßen wild lebende Arten.
Die zentrale Frage beim sechsten großen Artensterben ist, ob die Menschheit überleben wird. Wenn wir der Verdrängung von Tier- und Pflanzenarten kein Ende setzen, indem wir uns für eine vegane Ernährung und gegen die Haltung von Nutztieren entscheiden, werden wir unsere eigene Lebensgrundlage zerstören.
Umweltschutz und der Konsum tierischer Produkte können nicht Hand in Hand gehen. Selbst eine vollwertig pflanzliche Ernährung kann in Zukunft problematisch zu bestreiten sein. Fehlen erst einmal die Insekten, gibt es keine Bestäubung mehr. Das würde für viele Obst- und Gemüsesorten das Aus bedeuten. Falls eine kleine Population von Menschen überleben sollte, ist auf jeden Fall klar, dass deren Lebenswirklichkeit ganz anders aussehen wird als unsere heute.